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SPD Landau an der Isar

Leserbrief von Sebastian Gruber JUSO Vorsitzender Dingolfing-Landau

Arbeitsgemeinschaften

Leserbrief zum Zeitungsbericht „JU besichtigt Kernkraftwerk“ im Dingolfinger Anzeiger am Mittwoch den 17.09.2007.
Liest man den Bericht der JU Mengkofen über ihre Besichtigungstour des Kernkraftwerkes Isar 2, muss man sich schon über deren Kurzsichtigkeit und Naivität wundern. In ihrem „Lobgesang“ an die Kernkraft führen sie sehr blauäugige Argumente für den ‚Ausstieg aus dem Ausstieg’ an. Bei der JU-Diskussionsrunde „wurde zunächst das Thema Klimaschutz näher behandelt, bei der Deutschland seine ehrgeizige Ziele bei der Reduktion der Kohlen-dioxidemission erreichen will. Die Gesprächspartner waren sich hier allerdings einig, dass dieses Vorhaben nicht ohne Kernenergie gelingen wird.“

Der kritische Zeitungsleser muss sich hier natürlich fragen, ob diese bedingungslose Huldigung der Atomkraft durch den CSU Nachwuchs aus Dankbarkeit über die servierte Brotzeit herrührt, die Delegation bei ihrer Besichtigung falsch informiert wurde oder ob die JU generell alles gutheißt, was ihre Mutterpartei vorgibt. Die Fakten zeigen, dass Atomkraft kein Klima retten kann.
Die Energieerzeugung ist für rund ein Drittel der Gesamten Kohlenstoffdioxid Emission verantwortlich. Die Energie, die durch Atomstrom gewonnen wird, hat wiederum einen Anteil von 13% an der gesamten Primärenergie. Sollte die Atomenergie tatsächlich einen relevanten Beitrag zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen liefern, wären mindestens tausend neue Atomkraftwerke nötig.
Nun könnten die Umweltschützer aus den Reihen der JU-Mengkofen bei konsequenter Fortführung ihrer Argumentationskette natürlich gleich 1000 neue Kraftwerke fordern und sich für die Errichtung des nächsten Atommeilers auf dem Volksfestplatz einsetzen. Doch ergäben sich hieraus neue Probleme: Zum einen ist das schon allein aufgrund der Gesamtkosten dieses Plans sowie der langen Bauzeiten vollkommen unrealistisch. Zum anderen ist die immer noch ungeklärte Frage nach der Endlagerung des Atommülls anzuführen. Außerdem sollten die Umweltschützer aus den Reihen der JU-Mengkofen bedenken, dass die Bauzeit eines Atomkraftwerkes im Schnitt rund zehn Jahre beträgt. Dabei ist die Planungsphase noch gar nicht berücksichtigt. Somit würde auch eine starke Offensive im Atomkraftwerksbau auf alle Fälle viel zu spät klimatische Auswirkungen haben.
Die jüngsten Ereignisse in den Kraftwerken Krümmel und Brunsbüttel haben gezeigt, dass Atomkraft gewiss keine Sicherheit bietet. Die bittere Bilanz für 2006 lautet: In 17 deutschen Atomkraftwerken hat es 130 Störungen gegeben. Auch im ersten Quartal 2007 setzte sich diese traurige Bilanz fort: In diesem Zeitraum gab es bereits 28 meldepflichtige Ereignisse.
Zwar könnte man durch die steigende Terror-Gefahr durch Atomkraftwerke die Grundrechte der Bürger weiter einschränken, doch dürfte selbst Innenminister Schäuble, der in jüngster Zeit vor atomaren Anschlägen von Terroristen warnt, etwas gegen 1000 neue Atomkraftwerke haben.
Man kann noch zahlreiche weitere Argumente anführen, warum Atomkraft kein Klima rettet:
Zur Befriedigung des Uranbedarfs müssen immer minderwertigere Erzvorkommen in tiefer gelegenen Lagerstätten aufwändig erschlossen und aufbereitet werden. Atomstrom ist daher zunehmend mit Kohlendioxid-Ausstoß durch den steigenden Verbrauch von fossiler Energie belastet, die bei den vielen Verarbeitungsschritten von der Uranerstgewinnung über das fertige Brennelement bis hin zur Lagerung der Abfälle benötigt wird. Weitere Emissionen sind die radioaktiven Strahlenbelastungen und der Atommüll.
Hätte sich die Mengkofener JU die Brotzeit anstatt im Gästeraum des Atomkraftwerkes Isar 2, bei einem Picknick an der Isar vor der wunderschönen Kulisse des Kühlturmes und des zauberhaften Dingolfinger Isar-Nebels schmecken lassen, wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass „unser Atomkraftwerk“ außerdem das regionale Klima durch den immensen Wasserverbrauch beeinflusst. Als Biologiestudent und langjähriger Fischer an der heimischen Isar konnte ich das „Regionalklima“ des Kernkraftwerkes sehr oft hautnah erleben. Nach dem Kühlen wird das Wasser in erwärmten Zustand zurückgeführt - mit den Folgen einer Abnahme der Wasserqualität und einer Störung von Fließgewässern durch Sauerstoffverlust, Verschwinden von heimischen Fischen, Wasserpflanzen und anderen Wasserorganismen. Mehrere Atomkraftwerke mussten in Deutschland in den vergangenen heißen Sommern bereits ihre Leistung reduzieren, weil die Kühlwassertemperatur der Flüsse nicht mehr ausreichte. Was bereits eine geringe Erhöhung der Wassertemperatur und ein damit verbundenes Verschwinden von Tier- oder Pflanzenarten – und seien sie auf den ersten Blick auch noch so unscheinbar – in einem komplexen und sensiblen Ökosystem, wie dem eines Fließgewässers, für Folgen haben kann, wird mir im Biologiestudium stets verdeutlicht.
Beschäftigt man sich also eingehender mit Umweltschutz und Kernenergie, kommt man zu dem Entschluss, dass Atomkraft nur eine Scheinlösung ist und kein Klima retten kann. Deshalb sind SPD und deren Jugendorganisation, die Jusos Dingolfing-Landau, gegen Atomkraft und gegen die so rückschrittliche Forderung vom „Ausstieg aus dem Ausstieg“ von CSU und deren Jugendorganisation, der JU.

Sebastian Gruber
Biologiestudent aus Moosthenning
Pressesprecher der SPD Dingolfing-Landau
Juso Kreisvorsitzender Dingolfing-Landau
SPD Ortsvorsitzender Moosthenning

 
 

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