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SPD Landau an der Isar

Parteiarbeit der SPD Landau nach Kriegsende 1945 bis 1950

Ortsverein


Matthäus Kragleder, Vorsitzender SPD Landau (Archiv N.Söltl)

Von Nik Söltl

Obwohl die SPD nach Kriegsende im Jahr 1945 im Gegensatz zur CSU keine neue Partei war, musste sie sich doch von Grund auf neu organisieren. Im Landkreis Landau kamen für diesen Neubeginn erschwerte Bedingungen hinzu, da die vor 1933 dort vorhandene sozialistische Struktur und die liberale und eher links orientierte Gesinnung der Partei des „Bayerischen Bauernbundes“ 1945 kaum noch spürbar waren.

  In städtischen Ballungszentren fiel es der SPD leichter, sich personell neu zu organisieren, während ihre Etablierung in den Dörfern und in der Kleinstadt besonders schwer fiel. Die SPD hielt an dem Charakter einer Arbeiterpartei zunächst fest und beschränkte sich somit selbst auf die Zielgruppe der einfachen Bediensteten des öffentlichen Dienstes bei Post und Bahn, auf ungelernte Arbeiter und die überschaubare Industriearbeiterschaft im Dachziegelwerk Möding. Auf die Landarbeiter, bei denen die SPD noch nie großen Anklang gefunden hatte, wirkte die von dem SPD-Parteivorsitzenden Kurt Schumacher verwendete aggressive Klassenkampfrhetorik und die bärbeißige Art Herbert Wehners zudem abschreckend.

Die noch im Landkreis vorhandenen Anhänger der SPD betonten beim Neustart vom Punkt Null nicht ohne Stolz die langjährige Geschichte der Partei als traditionelle Gegnerin des Nationalismus. Stark bezog sich die SPD bei ihrer Neuorganisation auf Strukturen aus der Zeit der Weimarer Republik. Die vor 1933 gültigen Statuten wurden bei der Neuzulassung wieder in Kraft gesetzt. Auch ihr Mitgliederprofil hatte sich kaum verändert und viele der knapp 20 Parteigründer von 1912 waren schon vor 1933 Mitglieder der SPD gewesen, wie beispielsweise der erste Ortsvorsitzende Matthäus Kragleder, der schon 1933 in den Stadtrat gewählt wurde.

Der Aktionsbereich der SPD Landau konzentrierte sich sehr auf die Kreisstadt Landau, während der Landkreis Landau mit seiner hauptsächlich aus katholisch geprägten Bauern, Handwerkern und Landarbeitern bestehenden Bevölkerung für die Partei schwer erreichbar blieb. Aber von Landau aus versuchte der Landauer SPD- OV in den Dörfern draußen Fuß zu fassen und Mitglieder zu werben und zu gewinnen. Daneben nutzten andere Parteien die auf dem Lande bestehende Vorbehalte gegen die SPD geschickt aus um die Gesellschaft in ihrem Sinne zu gestalten. Zum Zeitpunkt ihrer offiziellen Zulassung im Januar 1946 zählt die SPD Landau ca 20 Parteimitglieder. Anfang April 1946 waren es bereits mehr als das Doppelte, wovon jedoch die meisten in der Kreisstadt lebten.

Mit konkreten Werbekampagnen bemühte sich die SPD besonders um die ankommenden Flüchtlinge und Heimatvertriebenen im Landkreis. Obwohl dieser Personenkreis 1946 knapp ein Viertel der gesamten Bevölkerung ausmachte, war die SPD zunächst die einzige Partei, die diese Personengruppe als potentielle Wähler umwarb. Sie organisierte Versammlungen für Zugezogene und konnte ihre Mitgliederzahl besonders in Landau selber so sichtlich vergrößern. Bei Alteingesessenen wurden die SPDler deswegen jedoch verächtlich als „Habenichtse“ misstrauisch betrachtet und teilweise verunglimpft, was die SPD in ihrer Werbung um neue Parteimitglieder aber wenig beeindruckte. Sozial engagierte Männer wie Siegfried Kroiß und der Eisenbahner Franz Feiler erwiesen sich aber als couragierte und vertrauensvolle Ansprechpersonen für die Anliegen der „kleinen“ Leute in Stadt und Land und gewannen ihr Vertrauen. Auch wurde von ihnen in Landau früh mit der Jugendarbeit begonnen und eine Gruppe der „Falken“ gegründet, die Zulauf hatte und dem Ortsverein im Laufe der Jahre immer wieder neue Mitglieder zuführte. Auch der Chorgesang wurde von männlichen und weiblichen Mitgliedern gern gepflegt, ebenso gemeinschaftsfördernde Tanzveranstaltungen und Feste besucht, wie beispielsweise der Tag der Arbeit am 1. Mai

Insgesamt jedoch beschränkte sich ihr Einfluss auf die in Landau kleine Gruppe der Arbeiter und der nach Landau Zugezogenen. Die viel größere Schicht der Handwerker, Beamten und Geschäftsleute konnte nur vereinzelt aufgebrochen werden. Bauern und Landarbeiter wiederum standen um 1950 herum unter dem Einfluss des Bayerischen Bauernverbandes, der mit der neu gegründeten CSU verflochten war. Ebenfalls unterstützend für die CSU wirkte die Lizensierungspraxis der amerikanischen Besatzungsmacht, die den Aufbau des bayerischen Parteiensystems als Fünferblock zur Folge hatte. Zunächst bildeten diese die Parteien CSU, SPD, KPD, FDP und WAV (Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung), die 1946 zur Wahl des Landtags in Bayern von der amerikanischen Besatzungsmacht zugelassen waren. Die einst in Niederbayern so gewichtige Partei des Bayerischen Bauernbundes, die im Landkreis Landau einst seine Hochburg hatte, ging nach dem Krieg großteils in der CSU auf, wie am Beispiel Konrad Kübler ersichtlich ist, der vom glühenden Verfechter von Zielen des Bayerischen Bauernbundes zu einem Gründungsmitglied der CSU mutierte, von den Amerikanern als Landrat eingesetzt und als solcher per freier Wahl 1946 bestätigt wurde.

 
 

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