Header-Bild

SPD Landau an der Isar

Die Landauer SPD - älter als gedacht. (Teil 1)

Ortsverein

Die SPD feierte in diesm Jahr ihr 150. Bestehen. Auch der Landauer Ortsverein kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bisher galt das Jahr 1918 als das Gründungsjahr. Nachforschungen von Stadtrat und Heimatforscher Nik Söltl haben nun ein anderes, älteres Gründungsdatum hervorgebracht. Lesen sie was Nik Söltl gefunden hat.

Bisher wurde für den Ortsverein Landau a. d. Isar das Gründungsjahr 1918 angesetzt. Für dieses Jahr, in dem der erste Weltkrieg zu Ende ging und die bisherige politische Ordnung der Monarchie in Deutschland und in Bayern durch eine Revolution gestürzt wurde, gärte es nicht nur in der Hauptstadt München sondern im ganzen Königreich Bayern. Auch in der Stadt Landau kam es damals zum Aufruhr und zur Aufstellung von Soldaten-und Bauernräten, die das Volk nach oben hin vertreten sollten.
Aus dieser Zeit des Umbruchs und des Umsturzes stammen erste örtliche Belege für das Vorhandensein einer Ortsgruppe der USP (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) , die im Dezember 1918 hier in Landau politisch agierte. Das war bislang die erste Nennung von Sozialdemokraten und sozialdemokratischer Politik in Landau. Folglich wurde das Gründungsjahr des SPD- Ortsvereins Landau fortan auf das Jahr 1918 fixiert. Im Jahr 1988 feierte man stolz und in großem Stil das siebzigjährige Bestehen des Ortsvereins und gab zu diesem Anlass auch eine Festschrift heraus. Man war und ist stolz der ältesten Partei in Landau anzugehören.

Diese Zeitungsanzeige vom Januar 1919 ließ bisher auf eine Gründung des SPD- Ortsvereins auf die frühe Nachkriegszeit während der Revolution 1918 schließen.

Die heutigen Landauer Sozialdemokraten sind zu Recht sehr selbstbewusst wegen ihrer langen, sozialdemokratischen Tradition im Herzen Niederbayerns, trotz schlechter Rahmenbedingungen und harter politischer Konkurrenz vor Ort. Niederbayern war nie rot, sondern als Bauernland schwarz, auch damals schon vor hundert Jahren. Mehr noch als heute!

Außerdem muss man in Betracht ziehen, dass vor 100 Jahren anno 1913 der "Bayerische Bauernbund" als Partei von Landau aus die Stoßrichtung seiner politischen Agitation gegenüber der damals in Bayern vorherrschenden Zentrumspartei organisierte und betrieb. Die Bauernbündler hatten einen aggressiven Politikstil und schossen sich auf ihren Hauptgegner, das Zentrum ein. Sie hatten ihr Wählerklientel in den Reihen der kleinen Bauern, der Handwerker und der Handwerksgesellen. Somit ergaben sich deutliche Schnittmengen zur Sozialdemokratie. Kein leichter Standpunkt also für die Landauer Sozis! Man konnte und wollte den Bauernbündlern vor Ort aber nicht kampflos das Feld überlassen. Also wurde man selbst initiativ und inserierte sogar im Parteiblatt des Bauernbunds, dem man allerdings viel näher stand als dem Zentrum.
Unter diesen Umständen konnte sich damals ein SPD-Ortsverein Landau etablieren, der zwar zunächst ein bescheidenes, wenig medienträchtiges Nischendasein führte, aber immerhin zur bevorstehenden Reichstagsnachwahl am 31. August 1913 mit Versammlungen örtlich in Erscheinung trat. Die Nachwahl fand aber gar nicht für den eigenen Wahlkreis statt, sondern für den Nachbarwahlkreis Landshut- Dingolfing- Vilsbiburg. Im eigenenWahlkreis, dem Wahlkreis Straubing-Bogen-Landau- Vilshofen, hatten die Bauernbündler mit ihrem Abgeordneten Carl Laux dem Zentrum bereits bei der Wahl 1912 den Rang abgelaufen und das Mandat erobert. Dasselbe sollte nun auch westlich von Landau in Dingolfing erreicht werden.

Der Großbauer Carl Laux aus Salching bei Straubing ist seit 1912 der Reichstagsabgeordnete des Wahlkreises Straubing- Bogen- Landau- Vilshofen. Er ist "Bauernbündler", also Mitglied des Bayerischen Bauernbundes (BBB).

Hier war das Zentrumsmitglied, der Adelige Konrad Baron Freiherr von Malsen - Waldorf, wohnhaft in Schermau bei Dingolfing, seit Januar 1912 gewählter Abgeordneter. In der Nacht vom 16. zum 17 Juni 1913 verstarb er in München an den Folgen einer Operation. Der Abgeordnete vertrat den Wahlkreis "Niederbayern1" im Bereich Landshut-Dingolfing – Vilsbiburg. Bei seiner Wahl im Jahre 1912 war der Wahlkreis noch in sicherer Hand des Zentrums. Es wurden 12.450 Stimmen für ihn und seine Partei abgegeben. Denen standen nur 1770 Stimmen für den Bauernbund, 1462 liberale und 1871 sozialdemokratische Stimmen gegenüber. Nun musste neu gewählt werden. Der Termin für die Nachwahl wurde auf Sonntag, den 31. August 1913 gelegt. Sehr kurzfristig und sehr ungünstig für die bäuerliche Bevölkerung inmitten der Ernte! Der Wahlkampf begann sofort. Die Bauernbündler waren angetreten, auch in diesem schwarzen Wahlkreis Landshut und Dingolfing wieder einen großen Schritt vorwärts in Richtung Mehrheit zu machen und sie kämpften dementsprechend heiß.
Für das Zentrum war für den Wahlkreis "Niederbayern1" der Freiherr Dr. Heinrich Maria von Aretin (1875 – 1943) aus Haidenburg (bei Aldersbach) aufgestellt, die Bauernbündler schickten den populären Landtagsabgeordneten und Bürgermeister von Ruhpolding Georg Eisenberger (1863 – 1945) ins Rennen.

Der "Hutzenauer", unter seinem Hofnamen erlangte er Berühmtheit, war ein starker Verfechter des Bauernstandes und wurde zu einer zentralen Figur des Bayerischen Bauernbundes (BBB). Für die Sozialdemokraten kämpfte der Kandidat Raith, mit Vornamen wahrscheinlich Georg und seines Zeichens Maurerpolier, einen aussichtslosen Kampf. Über einhundert eigne Wahlversammlungen wurden von Bauernbund und Zentrum innerhalb von fünf Wochen abgehalten. Dabei wurde mit Verleumdungen und Behauptungen beiderseits nicht gespart.

Das Zentrum will mit dem Kandidaten Freiherrn Dr. von Aretin seine Vormachtstellung im westlichen Niederbayern in Landshut, Dingolfing und Vilsbiburg verteidigen.

Der populäre Bauernführer aus Oberbayern, der charismatische Georg Eisenberger, alias "Hutzenauer", greift das Zentrum und seinen Kandidaten vehement an und gewinnt viele Stimmen. Sein Markenzeichen ist derHut mit Gamsbart und die Krachlederne.

Der von den Bauernbündlern kurz, aber sehr hitzig geführte Wahlkampf hatte seine Spitzen in dem in Landau erscheinenden Parteiorgan des "Bayerischen Bauernbundes", dem "Landauer Volksblatt" mit seinem Redakteur Konrad Kübler. Der Wahlkampf im Nachbarwahlkreis erfasste so von Landau aus ganz Niederbayern und veranlasste wohl auch die junge Gruppe der Landauer SPD zu verstärkter Aktivität, was zu Zeitungsannoncen mit dem Hinweis auf örtliche Parteiversammlungen führte. Gerade dieses früheste bekannte öffentliche Auftreten in der örtlichen Presse beweist die Existenz eines SPD- Ortsvereins bereits im Jahr 1913, exakt vor 100 Jahren.

Interessant ist schließlich noch, wie diese Nachwahl letztendlich ausging. Es wurde der Zentrumskandidat Dr. Freiherrr von Aretin mit 10.444 Simmen mehrheitlich gewählt. Er verlor aber beträchtlich an Terrain, während der Bayerische Bauernbund mit seinem Kandidaten Eisenberger mit 4928 Stimmen über dreitausend Stimmen gegenüber 1912 dazu gewann. Der Sozialdemokratische Kandidat Raith verlor über 200 Stimmen und kam auf 1666 Stimmen. Das waren keine zehn Prozent. Umso bemerkenswerter ist dabei die Tatsache, dass die SPD auf Reichsebene im Januar 1912 als stärkste aller angetretenen Parteien hervorging und knapp 35 Prozent der Stimmen erhielt. Die SPD war Wahlsieger im Reich!

 
 

Counter

Besucher:226712
Heute:83
Online:1
 

Wetter-Online